Verzweifelt wehren sich manche Menschen gegen die Dunkelheit,
eilen dem Licht entgegen und vergessen, dass dieses Licht, in hellerem Licht
der neuen Erkenntnis - Dunkelheit ist.
Jede Stufe erscheint ganz hell für den, der auf der
niedrigen Stufe sich befindet – jedoch für den, der über dieser
Stufe steht – ist sie dunkel. So ist für den einen diese Wahrheit
- licht, für den anderen - verdunkelt, für einen weiteren – klar
und einem anderen – unklar.
Mit jeder Stufe erscheint die Wahrheit – neu und doch ist
sie alt!
Viele wollen dem Licht entgegen. Wohin - ist das Licht denn
nicht hier? Viele wollen in den Himmel. Wohin – ist der Himmel nicht hier?
Nein, die Hölle sagst du, ist hier! Und es ist deine Sicht und du bestehst
darauf! Richtig – für dich! Doch ist es > die < Wahrheit?
Der eine sieht ein Weizenkorn und sagt: „So klein!“ Der andere
sieht im Weizenkorn die Ähre und sagt: „So groß!“ So ist
es auch mit dem Himmel und der Hölle – beide sind hier. Ja, hier auf
dieser Erde – auf diesem Planeten der Tat.
Wie soll den die Hölle aufgelöst werden, wenn der
Himmel nicht zu ihr kommt. Ist nicht Jesus auch in die Hölle gegangen?
Ist nicht das „lebendige Wort“ selbst in die Sprachlosigkeit der Starrheit
und des Widersinns gegangen? Ja, Er ging in das Herz, dem Hort von Himmel
und Hölle in allen Wesenheiten und Wesen. Warum? Nun, sagte Er uns
nicht: „Das Himmelreich ist inwendig in euch!“
So weit ich verstehe, sagte Er nicht: „Du musst noch viele
Kurse machen, noch viele Lehrgänge, noch viele Taten vollbringen, damit
du in den Himmel kommst.“ Wie ich Ihn verstehe, sagte Er: „Mach die Augen
auf, dann siehst du den Himmel in Dir, dann wird es in deiner Hölle
licht und hell.“ Ein weiser Mann sagte einmal: „Wenn du Licht im Zimmer
haben willst, dann ist es sinnlos die Dunkelheit vertreiben zu wollen. Öffne
das Fenster und es wird hell!“
Also muss ich, wenn ich Licht in meiner Kammer haben will,
das Fenster öffnen. Dieses Fenster gilt es zu finden. Wie ich das Fenster
finde, womit ich das Fenster öffne? Auf meine Art!
Als Jesus über diese Erde ging sprach Er in Gleichnissen.
Er entnahm diese Gleichnisse aus dem Lebensumfeld der Menschen und legte
ihnen anhand ihres Lebens die „Wahrheit“ aus. So sagte Er zum Landmann:
„Was du säst – wirst du ernten!“ Und dieser verstand ihn. Er sprach
zu den Fischern vom Fischfang, zu den Arbeitern vom gerechten Lohn.
Er sprach von den Schriftgelehrten, die in der Theorie hängen
geblieben waren, wie in einem Spinnenetz und vergessen hatten zu leben.
So viele Beispiele hat Er mir in meinem Leben schon erzählt
– Beispiele speziell für mein Leben. Liebe deinen Arbeitskollegen,
siehst du nicht, dass er nicht böse ist – er hat nur Probleme. Hilf
ihm, indem du ihn achtest. Versuche deine Kinder zu verstehen, sie haben
die Erfahrungen noch nicht gemacht, so wie du sie gemacht hast. Ehre deine
Eltern, denn sie sind dir an Erfahrungen weit voraus – urteile nicht, sondern
lerne. Sei achtsam, damit du verstehst.
Er spricht zu mir, wie zu den Bauern, den Fischern, den Arbeitern
und den Schriftgelehrten. Er sagt mir dasselbe – nur auf mein Leben bezogen.
Und manchmal sprechen andere zu mir, in seinem Auftrag – und ich erkenne
es nicht. Der, der mir Grenzen setzt, fordert er mich nicht gerade
auf – nachzudenken. Einen Weg zu finden, diese Grenzen zu überwinden
und dabei zu wissen, was ich säe werde ich ernten! Oder ernte ich etwa
derzeit? Ist es licht und dunkel?
Und dann – manchmal, wenn ich nicht mit mir beschäftigt
bin, dann spricht Er Worte, deren Klang ganz eigentümlich in meinen
ganzen Menschen eindringt. Jede Zelle, ja jede Faser meines Seins durchdringt,
Worte, die so deutlich sind und doch so viel Raum geben für Entsprechungen
und Interpretationen. Worte, die viele von uns als Botschaften bezeichnen.
Doch – sind die anderen leisen Hinweise, die anderen Menschen, ja das ganze
Leben nicht eine „immerwährende Botschaft“, dass es da eine Liebe gibt,
die Licht und Dunkelheit hält – beides.
Da gibt es Krieg und trotzdem blüht die Natur! Da gibt
es Leid und trotzdem auch Menschen die lachen, sich freuen. Da gibt es Schmerz
– und auch Glück, Licht und Dunkelheit sehr oft in einer einzigen Sekunde
verschmolzen. Haben wir nicht schon einmal vor Freud geweint. Franz v. Assisi
sagte einmal: „Manchmal lache ich – weil ich so traurig bin!“
Licht und Dunkelheit – getrennt? Da ist ein Mensch der mich
enttäuscht hat – darf ich ihn nicht lieben; ein Mensch der mir Schmerz
zufügt – muss ich ihn hassen; ein Mensch der mich missbraucht und betrügt
– darf ich ihm nicht vergeben und verzeihen. Darf ich im Krieg nicht barmherzig
sein und ist die Liebe nur süß?
Manchmal
glaube ich Ihn zu hören, wie Er zu mir spricht: „Du trennst – ICH bin
die Ganzheit! In mir ist alles EINS – Licht und Dunkelheit. Hast Du noch
nie von meiner NACHT gehört – von der Nacht, wo Ich alles vollende
und es auf eine neue Stufe stelle? ICH trenne nie! Die „Wohnungen meines
Vaters“ sind überall, da der Vater > überall < ist. Der
eine nimmt Ihn wahr und erkennt sich im Himmel, der andere verleugnet Ihn
und ist in der Hölle.“ Ja, manchmal glaube ich Ihn so zu hören.
Wenn ich mein Fenster öffne und das Licht hereinlasse,
dann wird es lichter, heller in mir und ein Wanderer, der an meinem Fenster
vorbei kommt, kann mich sehen. Er kann mit mir sprechen – wir können
kommunizieren und uns die Geschichte erzählen – wie das Licht in die
Dunkelheit kam, damit die Dunkelheit erleuchtet wird!