Ein Schauer lief durch den Körper, so, als ob er sich
nach langer Untätigkeit, dieser Stimme wie ein Gefäß zu
öffnen versuchte, aufzufangen den Tau eines neuen Morgen so erzählte
besagte Person (bP). Ein Schauer, der vom Scheitel bis zur Sohle die Zellen
aufwühlte, wie ein Sturm die ruhige See. Doch in diesem Sturm war Klarheit,
in dieser Bewegung Dynamik, ein Drängen nach Erneuerung vom Grund her.
Liebe, so tosten die Wellen, so heulte der Sturm.
Liebe, so antwortete der Grund und atmete der See.
Liebe, so hauchte der Dunst, welcher sich über den See
gebildet hatte und wie eine Glocke über ihm schwang.
Liebe
Liebe, so fragte die Seele, Liebe, was ist das? Ist es das
Regen meines Körpers, der erschaudert im seligen Schauen des Möglichen.
Ist es die Weite aller meiner Gedanken, die ausufern in den Möglichkeiten
des Denkens. Ist es das Pochen meines Herzens, welches erregt schlägt,
im Angesicht des Schönen.
Liebe, so fragte die Seele, Liebe, was ist das?
Alles, was du gefragt hast ist die Liebe und doch ist sie
viel mehr sagte die Stimme und bP empfand dabei eine Leere. Doch die Leere
fühlte sich nicht an wie eine Leere, sondern eher wie eine Fülle.
Ja, wie eine Fülle, die noch nicht sichtbar ist, jedoch die wahre Sicht;
eine Fülle, die noch nicht fühlbar ist, aber das wahre Gefühl;
eine Fülle, die noch nicht erkennbar ist, jedoch alle Erkenntnis in
sich birgt. Es ist jedoch auch das Regen des Körpers, wenn er erschauert
im Vergehen des Möglichen. Es ist die Weite aller Gedanken, bevor sie
in Formen gepresst werden, um sie ihrer Möglichkeiten zu berauben.
Es ist das Pochen des Herzens, jedoch auch im Angesicht des Hässlichen,
im Angesicht der Armut.
Liebe ist die Umarmung der Gegenwart, um sie zu durchleuchten
mit Wärme und Güte und dadurch zu verändern. Liebe
ist die Aufhebung der Distanz aller äußeren Formen und die Gleichsetzung
in Gleichwertigkeit. Liebe ist die (Er)Füllung aller Leeren und die
Weitung aller Füllen. Liebe ist wie ein Boot, welches bereit liegt,
um alle Schiffbrüchigen in den Heimathafen zu bringen.
Ein Bild entstand im Herzen der bP und Bilder formten sich
zu Worten und Worte zu Sätzen. Und aus den Sätzen entstehen wieder
Bilder, die sich neu formen im immer Formbaren, Welten gebärend in
unendlicher Zahl. Doch nicht sie bP - ist Schöpfer der Worte, sondern
die Worte sind in ihr. Die Worte sind in ihr, doch wie in ein Gefäß
gegeben, welches aus dieser Fülle dann überfließen muß.
Die Quelle speist das Gefäß, nicht das Gefäß die Quelle.
Die Liebe hat Arme, weit ausgespannt um zu umarmen. Teilt
die Liebe? Diese Worte sind der Liebe fremd, denn die Liebe ist. Die Liebe
hat Beine, fest verwurzelt mit dem Lebensstamm. Geht die Liebe voran? Diese
Worte sind der Liebe fremd, denn die Liebe ist. Die Liebe senkt den Kopf
nach unten. Trauert die Liebe? Ja, die Liebe trauert in ihrem Sein, denn
sie sucht den, der sie wiederliebt.
Die Liebe sind nicht Worte sagt bP, sondern eine Fülle,
die sich ergießen muß in eine Form. Und diese Form ist alles,
was ist - gewordene Liebesform ein Du. Fassbar! Spürbar! Erkennbar!
Haltbar und doch gleichzeitig zum Loslassen geboren. Nichtfassbar, nichtspürbar,
nichterkennbar und nicht haltbar?
Sanftmütig ist die Liebe, klar und echt! Rein ist die
Liebe, klar und echt! Demütig ist die Liebe, klar und echt! Freude
ist die Liebe, klar und echt! Schönheit ist die Liebe, klar und echt!
Bewusste Armut ist die Liebe, dann, wenn sie erkannt wird hinter der Maske,
welche die Schönheit der Seele schützt.
Siehe so sagt die bP, Liebe erschöpft sich nicht in
Worten, Liebe muß tun. Tun durch die Arme, deine Arme; hingehen zu
denen, die sie noch nicht kennen, durch deine Füße; den Kopf
von oben nach unten und dann wenn die Liebe erkennbar wird, geht der Kopf
dessen, der unten ist, nach oben.
Wer soll die Liebe sein, außer dir, du in deiner Menschlichkeit?
Denn schau, die Liebe ist die Menschlichkeit. Die Liebe ist die Menschlichkeit
in allen Menschen. Die Liebe ist die gesammelte Menschlichkeit hin zur Schöpfung;
zum Tier, zur Pflanze, zur Natur.
Natur ist nicht Liebe, sie ist eine der Formen, in denen
die Liebe zu Hause ist. Das Tier ist nicht Liebe, sie ist eine weitere Form.
Die Pflanze ist nicht Liebe und doch verströmt sie ihren Duft und ihre
Heiterkeit. Du Mensch bist Liebe dann, wenn die Form nicht mehr erkennbar
ist, weil die Liebe sie überstrahlt sagt bP.
Überall begegnest du ihren Formen. Äußere
Armut und innere Armut ist ihr Gefängnis, wenngleich das Gefängnis
äußerer Armut leicht zu öffnen ist denke an deine Arme
und Beine, denke an deine Menschlichkeit. Viel schwerer ist das Gefängnis
der inneren Armut zu erobern; hier braucht es gute Streiter, denn es ist
der Kampf gegen die eigenen Gefängnismauern. Denn mögen die Mauern
des Gefängnisses aus Gold sein und ihre Zinnen mit Edelsteinen und
Perlen geschmückt, es sind die Mauern eines Gefängnisses.
Willst du diese Mauern erobern um die Liebe zu befreien,
dann wappne dich gut gegen die Wächter, die diese Mauern bewachen.
Sie heißen Bequemlichkeit und Trägheit; Unlust und Widerwärtigkeit;
Ehrgeiz und Macht; Dogma und Verurteilung; Trennung und Schmerz. Willst
du sie überwinden, dann musst du wissen, wie sie dieses Gefängnis
verteidigen.
Ist es nicht so sagt bP, dass wir sehr oft den Weg zur
Liebe verlassen oder ihn nicht weitergehen, weil heute nicht der Tag dafür
ist, nicht die Zeit und nicht der Ort? Logische Gründe dafür,
es nicht zu tun, sind Bequemlichkeit und Trägheit.
Warum gerade ich, so fragt die Unlust, gibt es denn niemanden
sonst, der die Liebe befreien kann; ich kenne den Weg nicht, das Ziel nicht
und von einem Gefängnis der Liebe habe ich noch nie gehört. Warum
soll ich etwas für Jemanden tun, den ich nicht kenne und von dem ich
noch nie gehört habe. Eingesperrt sagst du? Wie hässlich. Selbst
schuld, sagt das Urteil.
Wenn die Liebe befreit werden soll, dann lass uns einen Plan
machen oder nimm meinen. Wir müssen, unter meiner Führung natürlich,
eine Gruppe zusammenstellen operativ sozusagen und mit dieser Gruppe
die Macht übernehmen. Unsere Motive sind doch ehrenwert, geht es doch
um die Liebe.
Die Liebe ist nicht in einem Gefängnis. Nein, da war
sie einmal, doch sie hat es vorgezogen in unseren Palast einzuziehen. Sieh,
wir haben ihr einen Platz gegeben, einen Platz, der ihr gebührt, einen
warmen Platz und jeder der in diesem Palast lebt, der darf der Liebe begegnen.
Zeitpunkt und Ort des Treffens sind an der großen Tafel am Eingang
angeschlagen und zu bestimmten Festen kommt die Liebe und zeigt sich auch
außerhalb des Palastes. Eintritt für jedermann? Natürlich,
doch zu unseren Bedingungen. Es schmerzt dich, sagst du, weil du kein Eintrittsgeld
hast? Nun, dann musst du wohl den Schmerz ertragen.
Schmerz, sagt die Macht, kommt nur daher, dass du dich nicht
meinen Bedingungen unterwirfst. Schmerz kommt nur daher, dass du ständig
in Bewegung bist, sagt die Bequemlichkeit und die Unlust stimmt ihr zu.
Es ist deine Schuld, denn du setzt zu wenig ein, sagt der Ehrgeiz und die
Widerwärtigkeit fügt hinzu: Du bist ausersehen, so zu sein. Es
ist dein Schicksal, also warum jammerst du! Und die Verurteilung erinnert
dich an deine Schuld: Du bist nicht würdig, anders, schmutzig und
nicht wohlerzogen!
Linderung? Manchmal wird sie dir gegeben, denn zu bestimmten
Zeit kannst du gegen ein kleines Entgelt der Selbstaufgabe an der Liebe
Segen teilhaben.
Du siehst, sagt bP, es ist nicht leicht die Wächter
zu erkennen, denn ihre Logik ist schlüssig oder? Nun, es ist ein
Schlüssel, der nur zum Vorhof passt, denn das Heiligtum ist sogar den
Wächtern unbekannt.
Die Wächter besitzen deinen Kopf sagt bP, und solange
dies so ist, bist du nicht in der Lage das Gefängnis zu sehen.
Denn wie willst du Etwas von Außen sehen, wenn du in ihm sitzt. Doch
und dies ist der Auftrag der Wächter, sie spiegeln dir vor, dass das
Gefängnis in einem weitentfernten Land ist und du ausersehen bist,
dieses Land zu finden. Sie zeigen dir tausend Wege und führen dich
über tausend Berge. Doch hinter jedem Berg verweisen sie auf einen
neuen und hinter jeder Wand vermuten sie ein Geheimnis. Ist es nicht anspornend
von Geheimnissen umgeben zu sein?
Doch fürchte dich nicht sagt bP, jeder fängt
so an, warum nicht auch du. Doch wenn du dieses Gefängnis wirklich
fühlen willst, dann sieh dir die Menschen an die dir begegnen. Siehst
du ihre Augen, dann lebt die Liebe; neigt sich der Kopf nach unten? Sieh
dir die Menschen an, die am Boden vor dir sitzen und schau auf ihre Augen.
In ihnen bettelt die Liebe, dass sie durch dich wiedergeliebt wird. Schauen
ihre Augen aus Scham nach unten, dann trauert die Liebe, weil sie nicht
geliebt wird.
Erkennst du den Namen der Liebe nun endlich? Es ist der Name
dessen, der die Liebe ist die am Kreuz ausgespannte Liebe und dessen ausgestreckte
Arme auch dich erfassen, dessen Beine auch für dich an den Stamm des
Lebens gebunden sind und der traurig ob deiner Nichtbeachtung seines auch
für dich geöffneten Herzens zu dir blickt.
Erkennst du, wie er dir dein Spiegelbild zeigt? Bist nicht
auch du, solange du die Liebe nur denen gibst, die dir ähnlich in Gewand,
Art und Reichtum, ans Kreuz geheftet und von den Wächtern bewacht?
Bist nicht auch du, der du der hässlichen Armut und Schwachheit im
Äußeren ausweichst - indem du Distanz schaffst zu ihr - ein ans
Kreuz Gehefteter? Bist nicht du, der du der Menschlichkeit fliehst und dich
hinter den Gedankenmauern deiner Wächter verschanzt hältst, ein
Mitgekreuzigter?
Aus allen Kreuzen dieser Welt, vergangen, gegenwärtig
und zukünftig, ist sein Kreuz gemacht. Ein großes, riesengroßes,
weltumspannendes Kreuz leuchtet schon lange über dieser Erde und doch
traurig ist die Liebe, da sie nicht wiedergeliebt wird.
Willst du dieser traurigen Liebe nicht einen heilsamen Trank
geben, indem du anfängst - an die festgebundenen Hände denkend
- deine Hände einzusetzen zur Linderung der äußeren und
inneren Leiden, mit beiden Beinen fest auf dem Grund der gerechten Ordnung
stehend und die Hoffnung als Begleiter, dein Herz zu öffnen für
die Orte, dort wo die Liebe nicht erkannt ist und deshalb traurig ist. Willst
du?
Du kennst die gerechte Ordnung nicht,
sagst du? Dann hör in dein Herz, in das pulsierende Herz, denn von
dort erhältst du Antwort LIEBEANTWORT sagt bP. Denn dort ist der
Ort, wo die Liebe wohnt, und der, der dies nicht weiß, unterliegt
noch immer den Täuschungen der Wächter. So höre auf das Herz
sagt bP und glaube, was es dir sagt. Denn es ist die Stimme der Liebe,
die aus ihrem Zuhause heraus dich anspricht
Esse das Brot
und trinke den Wein
Kennst du den Hunger,
obwohl du doch isst?
Kennst du die Gier,
die Seele auffrisst?
Kennst du den Schmalztopf,
- der Geiz ihn bewacht -
verborgen von denen,
die den Hunger erdacht!
Kennst du die Gesten
die heilen?
TEILEN!
Esse das Brot
und trinke den Wein,
doch höre gut zu:
mach dies nie allein!
Teile mit Freude, was dir gegeben
und wisse mein Freund:
Dieses ist Leben!
Teile mit Güte, was dir geschenkt
und wenn du dies tust,
bitte meiner gedenk.
..und durch alle Höllen hindurch
will Ich dich lieben